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Flora und Fauna

Amazonas: phantastischer Artenreichtum

TROPISCHER REGENWALD IN AMAZONIEN
Das ÖKOSYSTEM des Regenwaldes

NebelwaldDie tropischen Regenwälder der Erde sind unersetzlich. Sie reinigen und regenerieren die Luft in großem Maßstab. Ihr Reichtum an Tier- und Pflanzenarten ist bis heute nur unzureichend erforscht. Einmal vernichtet, sind sie für die Menschheit unwiederbringlich verloren. Die Empfindlichkeit des Ökosystems Regenwald steht für die Empfindlichkeit des Planeten Erde.

Große Rodungsflächen vermag der Regenwald nicht mehr aus eigener Kraft zu schließen. Die Böden werden vom Regen in kurzer Zeit ausgeschwemmt. Eine Wiederaufforstung ist wegen Mineralstoffmangels und Erosion nicht möglich.
Das Amazonasbecken ist die größte zusammenhängende Regenwaldzone der Erde.
Der regelmäßige Regen gab dem Wald seinen Namen. Ohne diesen Regen kann die grüne Welt nicht leben.

Die große Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren des tropischen Regenwaldes ist auf den ersten Blick nicht sichtbar. Im Kampf um Licht und Nährstoffe verteilen sich die Arten auf große Räume.

AnacondaOb Tapir oder Anaconda, wir alle kennen die Tiere des Regenwalds, in keinem Zoo fehlen sie, in ihrer natürlichen Umgebung aber sind sie kaum zu sehen. Der Grund für die Seltenheit der großen Tiere ist der Mangel an Nahrung. Ein Säugetier benötigt für seine Ernährung ein weites Gebiet, ein Jaguar z.B. mehrere hundert Quadratkilometer.

Wer in den Amazonas kommt und eine Tierwelt wie in den Safariparks Afrikas erwartet, wird enttäuscht sein. Die großen Tiere des Regenwaldes bekommt man in der Regel nur im Zoo zu Gesicht. In freier Natur sind sie erstens selten und zweitens sehr scheu. Die Gelegenheit zu solchen Tierbeobachtungen in freier Natur gibt es bei unseren Expeditionen.

Das Tierleben im tropischen Regenwald wird in erster Linie durch die Welt der Insekten bestimmt. Jeder Baum, jeder Ast, jedes Blatt ist besetzt. Auf einem einzigen Hektar können 12.000 Arten von Käfern vorkommen!

NasenbärIn ganz Amazonien gibt es weit über 3000 Baumarten, und doch wachsen auf einem Hektar nur ein bis zwei derselben Art. Ein einzelner Baum kann bis zu hundert verschiedene Pflanzen- und Tierarten beherbergen.

Fazit: Ein wesentliches Merkmal des tropischen Regenwaldes ist der außerordentliche Artenreichtum bei gleichzeitiger Seltenheit der Individuen. Die dünne Bodenschicht des Regenwaldes bietet den Pflanzen keine ausreichende Nährstoffquelle. Richtiges Erdreich findet man selten, das Gestein ist über Jahrmillionen durch den ständigen Regen verwittert, und sämtliche Mineralien sind längst freigesetzt.Da die tiefere Bodenschicht keine Nährstoffe liefern kann, dehnen sich die oft brettartigen Wurzeln in die Breite aus und stützen die hohen Bäume.

Wie kommen Bäume und andere Pflanzen zu den für sie lebenswichtigen Mineralien? Dafür sorgen die Wurzelpilze, mit denen die meisten Bäume eine Symbiose eingegangen sind. Diese Pilze verfeinern das Netz für die Aufnahme der raren Mineralstoffe.

Der Vorgang der Zersetzung geht in diesem Klima 50 bis 100 mal schneller vor sich als in einem mitteleuropäischen Wald. Die Zersetzungsprodukte werden sofort aufgenommen und so bleibt keine Zeit für die Bildung von Humus. Das Pflanzensystem verwertet perfekt alle Nährstoffe. Dem Regenwasser wird jede Spur von Mineralstoff entzogen. Das Wasser, das nach dem Regen den Wald verlässt, ist reiner als Regenwasser und entspricht nahezu destilliertem Wasser.

Unzählige Arten passen sich den besonderen Gegebenheiten an und nutzen die kleinsten Nährstoffquellen. Viele Lebewesen gehen Symbiosen mit anderen Tieren oder Pflanzen ein und entwickeln spezielle Schutzmechanismen zum Überleben. Die Würgefeigen erdrosseln ihren Wirtsbaum, viele Pflanzen haben giftige Früchte, Blätter oder Rinden. Tiere reduzieren ihren Energiebedarf indem sie sich langsam bewegen, oder sie tarnen sich. Andere wiederum tun das Gegenteil: sie warnen mit grellen Farben vor ihrer Giftigkeit. Andere stechen oder beißen - es wird mit allen Tricks gearbeitet. Diese Artenfülle ist jedoch nicht Ausdruck von Überfluß, sondern von Mangel. Jede Nahrungsnische wird genutzt. Innerhalb einer Nische haben nicht viele Individuen Platz.

Jede Spezialisierung bringt eine gegenseitige Abhängigkeit der Arten mit sich. Zum Beispiel die Blattschneiderameisen. Sie sind im tropischen Regenwald fast überall zu finden. Aus relativ großen Entfernungen schleppen sie Stücke von Blättern in große unterirdische Bauten. Dort zerkauen sie die Blätter und züchten damit Pilze, die ihre eigentliche Nahrung bilden.

Die Aufsitzerpflanzen - die Epiphyten - brauchen, ebenso wie die Orchideen als Stütze einen Baum. Man findet diese Gewächse meist hoch oben in der Region der Baumkronen. Dort haben sie zwar reichlich Licht, wo aber nehmen sie die Mineralstoffe her, ohne die ein Wachstum nicht möglich ist? Diese liefert der Regen. Auch die Orchideen, es gibt hunderte von Arten, keimen in Symbiose mit Wurzelpilzen.

FaultierDer Cecropiabaum und das Faultier. Obwohl die Blätter dieses Baumes nicht giftig sind, wagt sich nur das Faultier an diesen Baum heran. Alle anderen fürchten die beißwütigen kleinen Ameisen, die den Baum schützen. Als Gegenleistung dürfen sich die Ameisen von kleinen Fruchtkörpern an den Blattstielen ernähren. Das Faultier, das sich fast ausschließlich von den Blättern der Cecropia ernährt, bleibt von den Angriffen der Ameisen verschont, da seine zeitlupenhaften Bewegungen von den aggressiven Insekten nicht wahrgenommen werden.

Das Fell des Faultieres, in dem sich durch die Feuchtigkeit Algen bilden, dient kleinen Schmetterlingen als Lebensraum. Ihre Raupen ernähren sich bis zur Verpuppung von den winzigen Blaualgen im Fell. Diese Beispiele des Zusammenlebens zeigen: Der Verlust einer Art bedeutet das Verschwinden anderer.

Im tropischen Regenwald herrscht ein Überlebenskampf nicht nur um Nahrung. Auch um das Licht liefern sich die Pflanzen einen harten Kampf. Dieser Kampf um das Licht bestimmt das gesamte Erscheinungsbild des Pflanzenwachstums. In Bodennähe herrscht immer Dämmerlicht. Nur 1% des Lichts dringt bis hierher durch.

wilde AnanasIn der Bodenregion ist das Pflanzenwachstum nicht sehr dicht. Weiter oben, oberhalb der Strauchschichten der unteren Region beginnen ab einer Höhe von zehn Metern die Kronen kleinerer Bäume. Bei zwanzig Metern Höhe beginnt die mittlere Baumschicht mit noch schmalen Kronen. Höhe vierzig Meter. Die Schicht der oberen Baumkronen, das geschlossene Blätterdach des tropischen Regenwaldes. Nur einzelne Urwaldriesen ragen noch weiter empor, bis auf maximal sechzig Meter. Hier herrscht ein vollkommen eigenes Mikroklima. Die Temperaturschwankumgen zwischen Tag und Nacht sind stark ausgeprägt, die Luftfeuchtigkeit beträgt die Hälfte wie am Boden, dafür nimmt die Artenvielfalt noch weiter zu.

RegenbogenAufgrund neuerer Forschungen in dieser Region mußten die Schätzungen über die Artenvielfalt der Erde korrigiert werden: ging man früher von weltweit zwei bis drei Millionen Arten aus, schätzt man die Zahl heute auf 10 bis 30 Millionen, 90% davon sind in den tropischen Regenwäldern zu finden - die Hälfte allein im Bereich der Baumkronen. Hier sind noch längst nicht annähernd alle Pflanzen- und Tierarten bekannt und wissenschaftlich erfaßt. Durch die Vernichtung der Regenwälder sind bereits unzählige Arten ausgerottet worden, bevor sie überhaupt bekannt wurden.